Nachdem sich im Jahre 2009 ernstzunehmende und schwere kognitive Verschlechterungen eingestellt haben, stellte sich mir nun die Frage:
„Warum erst jetzt?“
Ich suchte mir zunächst einen neuen Neurologen. Schließlich fand ich einen sehr interessierten Neurologen, der sich meiner Problematik intensiv annahm. Zu meinem Erstaunen machte er sofort ein EEG und Tests, ob die Einschränkungen depressiven oder organischen Ursprungs waren.
Bei diesen Tests wurde festgestellt, dass man einen depressiven Ursprung ausschließen konnte, worüber ich sehr froh war. Die festgestellten Leistungsdefizite waren nun der Anlass, eine weitere Ergotherapie zu verordnen. In diesem Behandlungsschritt sollte nun festgestellt werden, in wie weit meine Einschränkungen vorhanden sind und deren Behandlungsmöglichkeiten bzw. Beseitigungen zu ermöglichen. So nahm ich also wieder den Kontakt mit der Ergotherapiepraxis auf, um eine weitere Therapie zu beginnen...
Lernen und Gedächtnis
Verglichen mit der im Jahr 2007 zurückliegenden Ergebnissen der ersten Ergotherapie war eine deutliche Verschlechterung zu erkennen. Wie kam das nun zustande? Hauptprobleme bleiben die Speicherung und Verarbeitung von komplexen Inhalten, die akustisch aufgenommen werden. Während die visuelle Verarbeitung nicht so gestört war.
Daraus ergab sich für mich die Notwendigkeit, neu zu lernende Inhalte wie z.B. der Umgang mit dem PC in sehr kleinen Einheiten aufzuteilen und dem jeweiligen Leistungsstand entsprechend anzupassen, welches mir anfänglich sehr schwer fiel.
In Alltagssituationen wie z.B. beim Einkaufen oder Freizeitaktivitäten, war zusätzlich durch die starken kognitiven Störungen - die sich nicht immer von den amnestischen Defiziten trennen ließen - mein Leben sehr beeinträchtigt. So konnte ich z.B. nicht ohne Einkaufszettel einkaufen gehen, da sich die Gegenstände nicht in mein Gedächtnis einprägten. Nicht mal vier Dinge konnte ich mir merken.
Die Bearbeitung dieses Problems mittels einer alltagsorientierten Therapie wurde zunächst hinten angestellt, da mein Hauptziel erst einmal der eigenständige Umgang mit dem PC war, um schnellst möglichst wieder ins Berufsleben zurückkehren zu können.
Ausgehend von der mich behandelnden Ergotherapeutin, wurde ein kognitives Training am PC mit dem bewussten Gebrauch der vorhandenen Fähigkeiten verbunden. Dabei zeigten sich relativ rasch deutliche Ermüdungs- und Erschöpfungstendenzen, die ihre Ursache durch das Ausführen verschiedener Übungen hatten und bis heute geblieben sind. Hauptsächlich wurden Übungen am PC und analog dazu akustische Übungen für das Gedächtnis ausgeführt.
Die gedankliche Vorstellung von Gegenständen, um sie hinterher aus dem Gedächtnis wiedergeben zu können, erforderte sehr viel Anstrengung. Hier konnte ich mir teilweise nur 4 von 12 aufgezählten Begriffen vorübergehend merken. Es war schon äußerst unbefriedigend und auch frustrierend, mit solchen Einschränkungen klar zu kommen.
All diese Einschränkungen kamen erst rund zwei Jahre später nach meinen Schlaganfällen. Warum sich die verheerenden kognitiven Störungen erst so spät einstellten, lässt die Vermutung aufkommen, viel zu früh wieder ins Berufsleben zurückgekehrt zu sein. Nach schon rund drei Monaten Genesungsphase, begann die Wiedereingliederungsphase. Durch diesen frühen Eintritt wurde das noch verletzte Gehirn vermutlich überbeansprucht, sodass es wohl für den Rest meines Lebens geschädigt wurde.